Viele Mamas stellen sich irgendwann die Frage: „Muss ich abstillen, damit mein Baby besser schläft?“ Die weit verbreitete Annahme, dass Stillen das Durchschlafen verhindert, setzt viele stillende Mütter unter Druck. Doch diese Sichtweise ist wissenschaftlich überholt und berücksichtigt nicht die natürlichen Bedürfnisse von Babys und Kleinkindern. In diesem Artikel erfährst Du, warum Stillen und Durchschlafen keinen Widerspruch darstellt, warum nächtliches Aufwachen entwicklungsbedingt ist und wie Du das Stillen sanft vom Einschlafen entkoppeln kannst – ohne abzustillen.

Warum Dein Baby nachts aufwacht
Das nächtliche Aufwachen von Deinem Baby ist ein natürlicher Teil seiner Entwicklung und kein „Problem“, das gelöst werden muss. Es wacht aus verschiedenen Gründen auf:
Es braucht Nahrung (besonders im ersten Lebensjahr).
Es sucht Nähe und Sicherheit.
Es durchläuft Entwicklungs- oder Wachstumsschübe.
Die Schlafzyklen sind kürzer und noch nicht vollständig synchronisiert.
Die Rolle der Gehirnreife beim Durchschlafen
Längere ununterbrochene Schlafphasen – oft als „Durchschlafen“ bezeichnet – hängen vor allem von der Gehirnreife ab. Erst wenn dein Kind in der Lage ist, Schlafzyklen selbstständig zu verbinden, kann es ohne Hilfe längere Zeit schlafen. Dieser Prozess ist individuell und geschieht bei manchen Babys früher, bei anderen später. Das bedeutet: Stillen oder Abstillen beeinflusst diesen Reifeprozess nicht direkt.
Mythen über Stillen und Durchschlafen
1. „Stillen verhindert das Durchschlafen.“
Nächtliches Stillen ist kein Hindernis für das Durchschlafen. Im Gegenteil: Es ist ein natürlicher Mechanismus, der Hunger stillt, Trost spendet und die Bindung stärkt. Viele gestillte Babys schlafen nach dem Stillen schnell wieder ein.
2. „Man muss abstillen, damit das Baby durchschläft.“
Das Abstillen führt nicht automatisch zu besseren Nächten. Auch gestillte Babys können lernen, ohne nächtliche Mahlzeiten wieder einzuschlafen – sobald sie bereit sind.
3. „Stillen ist eine schlechte Schlafassoziation.“
Stillen ist eine der ältesten und bewährtesten Einschlafhilfen. Es wird nur dann zur Herausforderung, wenn es für Dich belastend wird. Auch dann gibt es sanfte Wege, Stillen und Schlafen zu entkoppeln.
Stillen und Durchschlafen: Was Du wissen solltest
1. Schlafen ist ein Reifeprozess
Dein Baby wird von selbst längere Schlafphasen entwickeln, unabhängig davon, ob Du stillst oder nicht. Der Zeitpunkt variiert stark von Kind zu Kind.
2. Stillen bietet Sicherheit
Babys verbinden Stillen nicht nur mit Nahrung, sondern auch mit Trost, Nähe und Geborgenheit. Diese Faktoren helfen, Stress abzubauen und fördern den Schlaf.
Sanftes Entkoppeln von Stillen und Einschlafen
Wenn Du das nächtliche Stillen vom Einschlafen entkoppeln möchtest, kannst Du dies schrittweise und behutsam tun. Ziel ist es, Deinem Baby zu zeigen, wie es anders in den Schlaf finden kann, ohne auf Deine Nähe zu verzichten.
1. Schritt: Stillen als Teil des Abendrituals integrieren
Stille Dein Baby bewusst vor anderen beruhigenden Ritualen wie Vorlesen, Kuscheln oder Singen. So wird das Stillen nicht mehr direkt mit dem Einschlafen verknüpft.
2. Schritt: Alternative Beruhigungsmethoden einführen
Biete Deinem Baby nach und nach andere Einschlafhilfen an, z. B. ein Kuscheltier, sanftes Streicheln oder ein beruhigendes Schlaflied. Diese Methoden können das nächtliche Stillen schrittweise ersetzen.
3. Schritt: Nachts alternative Trostmethoden anwenden
Wenn Dein Baby nachts aufwacht, reagiere zunächst mit Streicheln, leisen Worten oder Tragen, bevor Du stillst. So lernt Dein Baby, sich auch ohne die Brust zu beruhigen.
Wichtige Tipps für Euch
Geduld haben: Veränderungen brauchen Zeit. Babys entwickeln neue Schlafmuster nicht von heute auf morgen.
Bedürfnisorientiert handeln: Gehe immer auf die Signale Deines Babys ein und gebe ihm die Sicherheit, dass Du da sind.
Eigene Grenzen respektieren: Wenn das nächtliche Stillen Dich belastet, ist es völlig in Ordnung, Veränderungen einzuleiten – solange diese sanft und respektvoll erfolgen.
Professionelle Hilfe suchen: Eine bedürfnisorientierte Schlafberatung kann Dir dabei helfen, individuelle Strategien zu entwickeln, die zu Deiner Familie passen.
Fazit: Abstillen ist keine Voraussetzung fürs Durchschlafen
Das nächtliche Aufwachen von Babys ist ein natürlicher Entwicklungsprozess, keine Schwäche. Stillen ist keine Hürde für das Durchschlafen, sondern eine wertvolle Ressource, die Deinem Baby Trost und Geborgenheit bietet. Wenn Du das nächtliche Stillen reduzieren oder entkoppeln möchtest, kannst Du dies sanft und im eigenen Tempo tun – ohne Druck oder Zwang. Vertraue darauf: Dein Kind wird von selbst längere Schlafphasen entwickeln, sobald es bereit ist. Bis dahin sind Deine Nähe und Unterstützung der Schlüssel zu ruhigen und geborgenen Nächten.